Scheunenviertel-Theater: Jüdische Schauspieltruppen und jiddische Dramatik in Berlin (1900 -1918)
Die besondere Magie des populären jiddischen Theaters, das um 1900 von wan dernden Schauspielern aus Osteuropa in westliche Länder getragen wurde, lag in der Dominanz von Mimik, Körpersprache, Musik und Tanz. Es war gerade der nichtliterarische, sozusagen subkulturelle Charakter dieser Aufführungen, der westliche Intellektuelle wie beispielsweise Kafka daran faszinierte. Bei Auftritten im größten deutschen Bundesstaat und zumal in der streng über wachten Hauptstadt Berlin ergab sich für dieselben Akteure jedoch ein besonderes Problem: Nach den Regeln der preußischen Theaterzensur war jeder öffentlich vor getragene Text vorher von der Polizei zu genehmigen. Die Theatertruppen mussten sich also entweder für die Illegalität entscheiden oder für die Zwecke der Zensur eine deutsche Fassung des jiddischen Spieltextes einreichen, auch wenn diese nur partiell mit dem Bühnengeschehen übereinstimmte. Aus beiden Varianten ergab sich reichhaltiges Material für die Berliner Polizei, dass immerhin die Möglichkeit bot, noch aus dem Abstand von über hundert Jahren ein lang verdrängtes Kapitel der Berliner Theatergeschichte mit vielen persönlichen Details der Vergessenheit zu entreißen.
Prof. a.D. Dr. Peter Sprengel, Studium der Germanistik und Klassischen Philologie (Gräzistik) in Hamburg und Tübingen. Professor Universität Er langen (1986-1989), Universität Kiel (1989/90) und zuletzt FU Berlin 1990-2016. Zu seinen Schwer punkten zählten Drama und Theater, insbeson dere das Schaffen Gerhart Hauptmanns, sowie die deutsche Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts, insbesondere die frühe Moderne. Neben zahlreichen Aufsätzen und Werken, deren Herausgeber er war, erschienen im Laufe von fast fünf Jahrzehnten die Geschichte der deutschspra chigen Literatur in drei Bänden sowie zwei Veröf fentlichungen 1995 und 1997 zum jüdischen Thea ter in Berlin: „Scheunenvierteltheater. Jüdische Schauspieltruppen und jiddische Dramatik in Berlin (1900-1918)“ und „Populäres jüdisches Theater in Berlin von 1877 bis 1933“.
Eintritt kostenlos – Spenden sind willkommen!
Wir bitten um Anmeldung unter birnbaum-blitspost@web.de
Finanzielle Förderung der Veranstaltung durch die Landeszentrale für politische Bildung der Freien und Hansestadt Hamburg