Die Geschichte des Jüdischen Monotheismus war von Beginn an durch die Begegnung mit fremden Kulturen gekennzeichnet. In dem Maße, in dem die jüdische Tradition von fremdem Geistesgut inspiriert wurde, floss auch jüdisches Gedankengut in allen Epochen bis zur Gegenwart in das Abendland ein, wobei die spezifisch jüdischen Züge nie verloren gingen. In dieser Hinsicht stellt das Judentum ein Phänomen in der europäischen Geistesgeschichte dar: Trotz der vielen Brüche und Verschmelzungen ist ein Kontinuum zu beobachten, welches stets eine Vermittlerrolle zwischen den Kulturen einnahm.
Im Suchen nach einen Ethos für das Neue Europa wird immer deutlicher, dass wir über das verlorene Jüdische Erbe nicht mehr allein unter den Stichworten »Opfer« und »Täter« reden können, sondern weit umfassender den jüdischen Beitrag zur abendländischen Kultur bewusst zu machen und zu bedenken haben.
Eine Erneuerung des Umgangs mit dem Judentum steht somit einerseits unter dem Zeichen des Zivilisationsbruches Schoah, aber andererseits auch unter dem, was der französisch-jüdische Religionsphilosoph Emmanuel Levinas die Conditio Judaica – die jüdische Bestimmung – genannt hat.
Frau Professor Dr. Eveline Goodman-Thau ist Judaistin, Rabbinerin und Religionsphilosophin. Sie lebt in Jerusalem.
Eine Kooperation mit der Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg.
Gastgeber ist Michael P. Heimann.